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[ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ] 4125 (Faust und Mephistopheles ab.) MARGARETE: Du lieber Gott! was so ein Mann Nicht alles, alles denken kann! 4130 Beschämt nur steh ich vor ihm da Und sag zu allen Sachen ja. Bin doch ein arm unwissend Kind, Begreife nicht, was er an mir findt. (Ab.) 4135 Wald und Höhle Faust allein. Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst Dein Angesicht im Feuer zugewendet. 4140 Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht 86 J. W. Goethe: Faust I Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur, Vergönnest mir, in ihre tiefe Brust Wie in den Busen eines Freunds zu schauen. 4145 Du führst die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbei und lehrst mich meine Brüder Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen. Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt, Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste 4150 Und Nachbarstämme quetschend niederstreift Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert, Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust Geheime tiefe Wunder öffnen sich. 4155 Und steigt vor meinem Blick der reine Mond Besänftigend herüber, schweben mir Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch Der Vorwelt silberne Gestalten auf Und lindern der Betrachtung strenge Lust. 4160 O daß dem Menschen nichts Vollkommnes wird, Empfind ich nun. Du gabst zu dieser Wonne, Die mich den Göttern nah und näher bringt, Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr 4165 Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech, Mich vor mir selbst erniedrigt und zu Nichts, Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer Nach jenem schönen Bild geschäftig an. 4170 So tauml ich von Begierde zu Genuß, Und im Genuß verschmacht ich nach Begierde. Mephistopheles tritt auf. MEPHISTOPHELES: 4175 Habt Ihr nun bald das Leben gnug geführt? Wie kann's Euch in die Länge freuen? Es ist wohl gut, daß man's einmal probiert Dann aber wieder zu was Neuen! FAUST: 4180 Ich wollt, du hättest mehr zu tun, Als mich am guten Tag zu plagen. MEPHISTOPHELES: Nun, nun! ich laß dich gerne ruhn, Du darfst mir's nicht im Ernste sagen. 4185 An dir Gesellen, unhold, barsch und toll, Ist wahrlich wenig zu verlieren. Den ganzen Tag hat man die Hände voll! Was ihm gefällt und was man lassen soll, Kann man dem Herrn nie an der Nase spüren. 4190 FAUST: Das ist so just der rechte Ton! 87 J. W. Goethe: Faust I Er will noch Dank, daß er mich ennuyiert. MEPHISTOPHELES: Wie hättst du, armer Erdensohn 4195 Dein Leben ohne mich geführt? Vom Kribskrabs der Imagination Hab ich dich doch auf Zeiten lang kuriert; Und wär ich nicht, so wärst du schon Von diesem Erdball abspaziert. 4200 Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen Dich wie ein Schuhu zu versitzen? Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein Wie eine Kröte Nahrung ein? Ein schöner, süßer Zeitvertreib! 4205 Dir steckt der Doktor noch im Leib. FAUST: Verstehst du, was für neue Lebenskraft Mir dieser Wandel in der Öde schafft? Ja, würdest du es ahnen können, 4210 Du wärest Teufel gnug, mein Glück mir nicht zu gönnen. MEPHISTOPHELES: Ein überirdisches Vergnügen. In Nacht und Tau auf den Gebirgen liegen Und Erd und Himmel wonniglich umfassen, 4215 Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen, Der Erde Mark mit Ahnungsdrang durchwühlen, Alle sechs Tagewerk im Busen fühlen, In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen, Bald liebewonniglich in alles überfließen, 4220 Verschwunden ganz der Erdensohn, Und dann die hohe Intuition- (mit einer Gebärde) Ich darf nicht sagen, wie- zu schließen. FAUST: 4225 Pfui über dich! MEPHISTOPHELES: Das will Euch nicht behagen; Ihr habt das Recht, gesittet pfui zu sagen. Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen, 4230 Was keusche Herzen nicht entbehren können. Und kurz und gut, ich gönn Ihm das Vergnügen, Gelegentlich sich etwas vorzulügen; Doch lange hält Er das nicht aus. Du bist schon wieder abgetrieben 4235 Und, währt es länger, aufgerieben In Tollheit oder Angst und Graus. Genug damit! Dein Liebchen sitzt dadrinne, Und alles wird ihr eng und trüb. Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne, 4240 Sie hat dich übermächtig lieb. Erst kam deine Liebeswut übergeflossen, 88 J. W. Goethe: Faust I Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt; Du hast sie ihr ins Herz gegossen, Nun ist dein Bächlein wieder seicht. 4245 Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen, Ließ' es dem großen Herren gut, Das arme affenjunge Blut Für seine Liebe zu belohnen. Die Zeit wird ihr erbärmlich lang; 4250 Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn Über die alte Stadtmauer hin. »Wenn ich ein Vöglein wär!« so geht ihr Gesang Tage lang, halbe Nächte lang. Einmal ist sie munter, meist betrübt, 4255 Einmal recht ausgeweint, Dann wieder ruhig, wie's scheint, Und immer verliebt. FAUST: Schlange! Schlange! 4260 MEPHISTOPHELES (für sich): Gelt! daß ich dich fange! FAUST: Verruchter! hebe dich von hinnen, Und nenne nicht das schöne Weib! 4265 Bring die Begier zu ihrem süßen Leib Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen! MEPHISTOPHELES: Was soll es denn? Sie meint, du seist entflohn, Und halb und halb bist du es schon. 4270 FAUST: Ich bin ihr nah, und wär ich noch so fern, [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ] |
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