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[ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ] heiter, wie nur diese wunderbare Drehorgel sie spielen konnte. Da wiegten die Drachenungeheuer ihre schrecklichen Köpfe im Takt der Weise, da sprangen die Wellen im Tanz und der schwarze Fährmann legte sich froher in die Riemen. Die Sonne aber vergaß unterzugehen, weil sie der fröhlichen Weise lauschen musste. So spielend gelangte der Sohn des Spiel- manns ans andere Ufer des Meeres. Dort hörte er auf, an der Kurbel zu drehen, sprang aus dem schwarzen Boot, bedankte sich bei dem Fährmann und wollte weitergehen. Doch der Fährmann hielt ihn zurück. »Lass dir erst sagen, wohin du dich wenden musst, Spielmann«, sprach er, 295/317 »denn der Eingang zur anderen Welt ist ver- borgen, und du könntest daran vorüberge- hen, ohne es zu bemerken. Siehst du dort in der Ferne den hohen Berg aus riesigen Fels- brocken aufgetürmt? Darunter ist der Eingang, den du suchst. Aber wie willst du dort hinein gelangen? Die Felsen sind so schwer, dass keiner sie fortrollen kann.« »Lass das nur meine Sorge sein«, rief der Sohn des Spielmanns, »bin ich bis hierher gelangt, will ich meinen Weg auch schon weiter finden.« Und zuversichtlich wanderte er auf den Berg zu, den ihm der Fährmann gewiesen hatte. Als er dorthin gelangte, merkte er, dass der schwarze Fährmann die Wahrheit ge- sprochen hatte. Die Felsen waren groß wie Häuser und mächtig schwer; ein Riese hätte sie nicht hinwegrollen können. Was aber tat der Sohn des Spielmanns? Er nahm die 296/317 Drehorgel, schob den kleinen Stift ganz nach unten und begann zu spielen. Die hellen Tränen liefen ihm über die Wangen, als nun die Pfeifen und Flöten zu schluchzen und zu klagen begannen. Doch er spielte und spielte, ob ihm der Kummer auch schier das Herz zerbrechen wollte, spielte, dass Baum und Gras sich trauernd zur Erde neigten, dass der Himmel vor Kummer einen schwarzen Schleier vor sein Antlitz zog und endlich die großen, mächtigen Felssteine, die den Eingang zur anderen Welt versperrten, selbst vor Kummer auseinanderbrachen und den Zugang freigaben. Da erst hörte der Jüngling auf zu spielen. Während der Him- mel den Trauerschleier von seinem Antlitz zurückzog und Baum und Gras sich wieder aufrichteten, wanderte der Sohn des Spiel- manns schon weiter hinein in den Gang, der in die andere Welt führte. Was war das für ein Land, das er nun be- trat! Wunderbar klar und rein war alles, was 297/317 ihn dort umgab: die Wiesen und die Felder, der Himmel und die Wolken. Aber alles war wie aus Glas, unbeweglich und erstarrt. Tiere oder Menschen sah er nicht. Das Ziel, das er suchte, schien hier auf ei- genartige Weise sein Führer zu sein, denn der Sohn des Spielmanns war noch nicht lange gegangen, als er zu einem Schloss gelangte, das ganz und gar durchsichtig war wie Kristall. Im innersten Raum des Schlosses aber gewahrte er die Prinzessin, die auf einem Bett lag und schlief. Er klopfte an die kristallene Mauer, dass es klang, als würde eine helle Glocke angeschlagen. Doch die Prinzessin rührte sich nicht. Wie sollte er zu ihr gelangen? Wiederum versuchte er sein Glück mit der fröhlichen Weise. Aber siehe da, in diesem Reich verklang sie, als wäre niemand, der ein Ohr hätte, ihr zu lauschen, noch eine Seele, sich daran zu erfreuen. 298/317 Nun versuchte der Sohn des Spielmanns es mit dem traurigen Lied seiner Drehorgel, aber wiederum ohne Erfolg. Nur ihm selbst rannen die hellen Tränen die Wangen hin- unter. Um ihm her aber blieb alles so erstarrt wie zuvor. Da dachte er an das dritte Geheimnis, das seine Drehorgel barg, jene Weise, die klang, als würde die Luft mit Messern zerschnitten. »Ei, sollt ich den Tod mit dem Tod besie- gen?«, fuhr es ihm durch den Sinn. »Ich will es versuchen, und sollt es mir selbst das Leben kosten.« Flink zog er den Stift der Drehorgel nach hinten und begann aufs Neue zu spielen. Da gellten die Pfeifen, da schrillten die Flöten, da wurde die Luft wie mit Messern zerschnit- ten. Der Sohn des Spielmanns spürte, wie ihm der Schmerz tief, tief ins Herz drang, tief, tief ins eigene Leben. Doch er hielt den Blick auf die Prinzessin gerichtet und drehte an der Kurbel seiner Orgel, ohne zu wanken. 299/317 Siehe da: Unter dem Gellen und Schrillen der Drehorgel zersprangen plötzlich die kristallenen Mauern des Schlosses und die Prinzessin erwachte und richtete sich auf. Da hielt der Junge erstaunt in seinem Spiel inne. »Bist du mir hierher nachgefolgt, Spiel- mann?«, grüßte ihn die Prinzessin. »So lass uns eilen, fortzukommen, denn der Herr dieses Reiches ist eben ausgegangen.« Der Junge nahm die Prinzessin bei der Hand und eilig machten sie sich auf den Weg. Wie verändert aber war alles um sie her. War es auch so klar und rein wie zuvor, so war alles doch nicht mehr starr und gläsern, sondern schien geradeso lebendig wie auf Erden. Das kam aber von dem Dre- horgelspiel des Spielmanns. Sie suchten den Gang, durch den der Junge die andere Welt betreten hatte, kon- nten ihn aber nirgends finden. Wohin sollten sie sich nun wenden? 300/317 In diesem Augenblick flogen Gänse über den Himmel. Da rief der Sohn des Spiel- manns: »Ihr Gänse, meine Gefährten aus Kindheitstagen, helft uns doch in der Not.« Die Gänse hörten willig auf den Ruf ihres früheren Hütebuben und Tanzmeisters und ließen sich vor ihm und der Prinzessin auf den Boden nieder. Nun bat der Sohn des Spielmanns sie: »Könnt ihr uns nicht zurücktragen in die Welt, aus der wir kommen?« Die Gänse waren gern bereit, es zu ver- suchen. Aber beide auf einmal waren ihnen zu schwer. Da entschied der Sohn des Spiel- manns: »So nehmt die Prinzessin und fliegt mit ihr zu ihres Vaters Schloss. Dann aber kommt zurück, um auch mich zu holen.« Die Gänse umringten die Prinzessin, grif- fen ihr weißes Kleid mit ihren Schnäbeln, breiteten ihre Flügel aus und flogen davon. Der Sohn des Spielmanns aber setzte sich nieder, um auf ihre Rückkehr zu warten. 301/317 Er wartete und wartete, aber die Gänse ka- men nicht wieder. Der Sohn des Spielmanns wurde unruhig, doch er sagte sich: »Es ist gewiss ein langer und beschwerlicher Flug für die Gänse. Sie werden schon wieder zu mir kommen.« Aber wie sehr er sich auch gedulden mochte, er wartete vergebens auf sie. Die Gänse kamen nicht zu ihm zurück. Was war geschehen? Als die Gänse mit der Prinzessin über den Bauernhof flogen, wo sie zu Hause waren, spürten sie solchen Hunger, dass sie sich kurz niederlassen und stärken wollten. Kaum aber hatten sie die Köpfe in ihre Fress- näpfe gesteckt, da war der Bauer, der ihnen aufgelauert hatte, gesprungen gekommen und hatte die Türen des Gänsestalls zugesch- lagen. Dann musste ihm die Prinzessin alles erzählen, was sie erlebt hatte, und als er es wusste, bedrohte der Bauer sie und befahl ihr, wenn ihr ihr wiedergewonnenes Leben 302/317 lieb wäre, dem König zu sagen, er hätte sie mit seinen Gänsen aus der anderen Welt be- freit. Wohl weinte die Prinzessin, doch was sollte sie tun? Endlich sagte sie: »So erlaube mir wenigstens, dazu zu schweigen, denn lü- gen kann ich nicht.« So kam es, dass der Bauer die Prinzessin zum Schloss brachte und sich als ihr Befreier ausgab. Die Prinzessin aber, hieß es, hätte in der anderen Welt ihre Sprache verloren. »Sie soll deine Frau werden«, entschied der König, »denn ihrem Befreier war sie ver- sprochen. Doch wollen wir mit der Hochzeit noch warten, bis nach einem Jahr und einem Tag der Sohn des Spielmanns zurückgekehrt und vor den Henker getreten ist.« Der Sohn des Spielmanns aber wartete un- terdessen immer noch in der anderen Welt, bis er endlich einsehen musste, dass die Gänse nicht mehr zurückkommen würden. Da sann er lange nach, was er nun tun sollte. 303/317 Endlich entschied er: »Allein komme ich aus dieser Welt nicht fort. So will ich zurück- [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ] |
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